Prof. Dr. Ulrich Magnus (Universität Hamburg, Deutschland)
Wesentliche Fragen des UN-Kaufrechts (I. Allgemeines).


I. Allgemeines (1)

Das UN-Kaufrecht (2) erweist sich im Geflecht der rechtlichen Regelungen internationaler Handelsbeziehungen zwischen Privaten immer stärker als ein tragender Eckpfeiler. Seine Verbreitung und praktische Bedeutung nehmen weiterhin beständig zu. Seinerseits dient es anderen Regelungswerken nationaler und internationaler Provenienz teilweise oder vollständig als Modell. Außer seinem Vorbildcharakter für die Umgestaltung des Zivilrechts der osteuropäischen Staaten (3) bildet es gegenwärtig etwa die Grundlage regionaler Kaufrechtsvereinheitlichung in Afrika (4). Auch für die Entwicklung sowohl der Principles of International Commercial Contracts von UNIDROIT (5) wie der Principles of European Contract Law (Lando-Principles)(6) hat es Leitbildfunktion gehabt. Gleiches gilt für den EU-Richtlinienentwurf zum Verbrauchsgüterkauf, auf den unten (unter V.) noch etwas näher einzugehen ist.

Die Grundkonzepte des CISG, aber auch seine einzelnen Bestimmungen stellen heute ein ganz weitgehend akzeptiertes Fundament dar, das unbedenklich übernommen und auf dem fortgebaut werden kann.



   Anmerkungen:


(1) Der Beitrag setzt die früheren Beiträge zum UN-Kaufrecht in dieser Zeitschrift fort: vgl. Zeitschrift für Europäisches Privatrecht (ZEuP) 1993, 79 ff., ZEuP 1995, 202 ff. und ZEuP 1997, 823 ff.

(2) UN-Übereinkommen über Verträge über den internationalen Warenkauf vom 11.4.1980, BGBl 1989 II 586 ff.; abgekürzt CISG.

(3) Rußland hat das Vertragsschlußrecht des CISG weitgehend wörtlich in sein neues Zivilgesetzbuch übernommen, vgl. Art. 432 ff. ZGB; vgl. dazu Christel Mindach, Vertragsabschluß nach dem neuen russischen Zivilrecht, Recht in Ost und West (ROW) 1995, 159 ff.

(4) Vgl. zu dem entsprechenden Vereinheitlichungsvorhaben der OHADA (Organisation pour l'Harmonisation du Droit des Affaires en Afrique) Jean Rene Gomez, Un nouveau droit de la vente commerciale en Afrique, Penant 1998, 145 ff.

(5) UNIDROIT (Hrsg.), Principles of International Commercial Contracts (1994) sowie Michael Joachim Bonell, An International Restatement of Contract Law (2. Aufl. 1998).

(6) Vgl. Ole Lando/Hugh Beale, The Principles of European Contract Law I (1995).